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DMA für Kenner (Die Kolumne)

Alle reden drüber und niemand hat ihn wirklich gelesen? Die Rede ist natürlich vom Apple-Schreck DMA. Und weil wir auf apfelpage echte Kenner der Materie sein wollen, habe ich mir den DMA (in der offiziellen deutschen Version) mal so ganz genau angeschaut, aber anders als man denken könnte. Doch der Reihe nach:

Am 14. September 2022 hat das Europäische Parlament gemeinsam mit dem Rat den Digital Markets Act (DMA) verabschiedet, der am 12. Oktober 2022 im Amtsblatt der Europäischen Union publiziert wurde. Das EU-Gesetz über digitale Märkte (DMA) trat am 01. November 2022, 20 Tage nach seiner Veröffentlichung im Amtsblatt, in Kraft und gilt ab dem 02. Mai 2023.

Anzahl Seiten?

Der DMA hat 66 Seiten, davon sind nur zwei Seiten Anhang mit so unwichtigem Zeug wie Begriffsbestimmungen für „aktive Endnutzer“ und „aktive gewerblich Nutzer“ für die einzelnen zentralen Plattformdienste. (siehe auch „Schlusssatz“)

Apple? Google? Meta? Microsoft?

Wie oft kommen die Worte Apple, Google, Meta oder Microsoft vor? Genau nie! Niente. Nicht ein einziges Mal! Dafür nennt die EU sich selbst 308-mal. Zu ihrer Ehrenrettung muss man sagen, dass es viele Verweise auf andere Richtlinien etc. gibt, die alle mit EU gekennzeichnet sind.

Anzahl Worte?

Auf den 66 Seiten finden sich 36.551 Worte in 251.263 Zeichen, mit Leerzeichen sogar 286.983. Das in 843 Absätzen und 3.975 Zeilen. Eine Menge Lesestoff.

Warum?

Gleich zu Beginn im DMA verrät uns die EU etwas über ihre Motive, ich fasse in weniger Worten und weil es schön ist, in Reimen zusammen:

(1) In Reimen fasst‘ ich nun für dich zusammen,
Was digitale Dienst‘ und Plattformen umrahmen:
Sie stärken stark den Binnenmarkt,
Mit Nutzerreichweite, weit und smart.
Grenzüberschreitend wird gehandelt leicht,
Für EU-Unternehm’n ein Ziel erreicht.
Geschäftschancen neu, sie öffnen sich,
Verbraucher profitier’n, vergessen sich.
So webt das Netz der digitalen Welt,
Das Wachstum und Vorteil zu uns stellt.

Warum macht die EU das eigentlich nicht?

Shakespeare

Hätte Shakespeare den Beginn des DMA (auf deutsch) geschrieben hätte, es würde so klingen:

(2) Oh, hör‘, du digitales Zeitalter, was ich dir sage,
Von zentralen Plattformen in unserer Tage.
Sie tragen Eigenschaften, schwer und mächtig,
Genutzt von Anbietern, listig und prächtig.

Extreme Größenvorteil‘ sind ihre Kron‘,
Starke Netzwerkeffekte tragen sie zum Thron.
Gering sind die Grenzkosten, so fein gesponnen,
Von den Anbietern listig und klug erwonnen.

Doch, ach, diese Merkmale, so mächtig im Schein,
Führen zu Abhängigkeit, eng und fein.
Die Auswahl verringert sich, eng wird der Raum,
Für den Nutzer, ein fernes, trauriges Traum.

Unfair die Geschäftspraktiken, heimlich im Spiel,
Machen Anbieter zu Torwächtern, hart ist ihr Ziel.
Sie dominieren den Markt, halten fest die Macht,
In der digitalen Welt, bei Tag und bei Nacht.

Torwächter

Eines der Lieblingsworte unserer EU ist „Torwächter“. Im DMA kommt es 510-mal vor.

Alphabet

Hier eine Liste, wie oft die Buchstaben (wie gesagt, in der deutschen Version) vorkommen. Keine Ahnung, wozu das gut sein soll, außer man möchte den DMA mal ordentlich aufräumen und nach Alphabet sortieren.
A = 10.779
B = 4.860
C = 5.737
D = 12.662
E = 41.725
F = 4.316
G = 8.158
H = 8.605
I = 18.255
J = 214
K = 3.066
L = 8.525
M = 5.908
N = 27.587
O = 6.858
P = 1.595
Q = 37
R = 18.913
S = 13.775
T = 16.549
U = 9.732
V = 2.603
W = 3.341
X = 37
Y = 78
Z = 3.622

Fassen wir zusammen: Die unbeliebtesten Buchstabe sind Q und X mit je 37 Verwendungen, während ein E (wie fast immer in der deutschen Sprache) das häufigste ist und auf den mechanischen EU-Schreibmaschinen 41.725-mal gedrückt wurde.

Witzige Stellen?

Keine.

5-jähriges Kind

Wie würde ChatGPT den DMA einem fünfjährigen Kind erklären? „Stell dir vor, das Internet ist wie ein großer Spielplatz mit vielen verschiedenen Spielgeräten. Einige Kinder, die größere Spielzeuge wie Rutschen oder Schaukeln haben, lassen andere Kinder nur dann damit spielen, wenn sie bestimmte Regeln befolgen. Das Dokument, über das wir sprechen, ist wie eine Liste von Regeln für diese größeren Kinder mit den großen Spielzeugen. Es stellt sicher, dass alle Kinder fair spielen können, niemand ausgeschlossen wird und jeder die Chance hat, mit den Spielzeugen zu spielen, ohne dass jemand zu mächtig oder unfair wird. Es ist wie ein Weg, um sicherzustellen, dass der Spielplatz für alle Kinder spaßig und sicher bleibt!“

Schlusssatz

Romanautoren sitzen manchmal tagelang am ersten Satz und noch länger am letzten Satz. Der muss sitzen, ein Fanal an Kreativität, die Quintessenz allen Seins, das Gigantischste an Worten, dessen man fähig ist. Im DMA lautet er: „Zahl der eindeutigen gewerblichen Nutzer (einschließlich Werbetreibende, Herausgeber oder sonstige Vermittler), die während des Jahres über den Werbevermittlungsdienst interagiert haben oder seine Dienste genutzt haben.“ Kein Kommentar.

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Marco Fileccia
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5 Kommentare zu dem Artikel "DMA für Kenner (Die Kolumne)"

  1. appleuser11 21. März 2024 um 18:23 Uhr ·
    „Einige Kinder, die größere Spielzeuge wie Rutschen oder Schaukeln haben, lassen andere Kinder nur dann damit spielen, wenn sie bestimmte Regeln befolgen.“ Ist so nicht korrekt. Korrekt wäre : „Einige Kinder die diese Rutschen gebaut, konstruiert und instand halten lassen Kinder nur nach sorgfältiger Auswahl darauf spielen, weil bei einer anderen Rutsche auf der jeder spielen darf, viele böse Menschen die Rutsche kaputt gemacht haben und deshalb damit alle eine sichere Rutsche haben, jeder regeln befolgen muss“
    iLike 0
  2. Wiesel 21. März 2024 um 18:51 Uhr ·
    Update um 18:Uhr
    iLike 0
  3. Gast1 21. März 2024 um 20:56 Uhr ·
    Was ? „Stell dir vor, das Internet ist wie ein großer Spielplatz mit vielen verschiedenen Spielgeräten. Einige Kinder, die größere Spielzeuge wie Rutschen oder Schaukeln haben, lassen andere Kinder nur dann damit spielen, wenn sie bestimmte Regeln befolgen. Das Dokument, über das wir sprechen, ist wie eine Liste von Regeln für diese größeren Kinder mit den großen Spielzeugen. Es stellt sicher, dass alle Kinder fair spielen können, niemand ausgeschlossen wird und jeder die Chance hat, mit den Spielzeugen zu spielen, ohne dass jemand zu mächtig oder unfair wird. Es ist wie ein Weg, um sicherzustellen, dass der Spielplatz für alle Kinder spaßig und sicher bleibt!“ Das Problem ist aber das Apple den Spielplatz erfunden , gebaut und gepflegt hat und jetzt ( etwas überspitz) zulassen soll das sich auf dem so heiß begehrten Spielplatz auch böse Jungs tummeln dürfen , dort Drogen verkaufen und anderen Kindern die Spielsachen wegnehmen. Das hier die Sicherheit vollends im Sand untergeht ist angesichts des Regelwerks klar . Regulierung für was , das Epic seinen eigenen Store aufmacht und fast die gleiche Gebühr wie Apple verlangt und zusätzlich noch alle Daten der Kunden nach China sendet. Transend freut sich schon über den Qurark der EU den Spielplatz mit Kamera und KI auszustatten. Demnächst kommt noch WeChat und TikTok aufs iPhone. Bitte liebe Redakteure versucht doch Bockmist nicht auch noch in schwammige Worte zu verpacken dadurch wird Scheiße nicht wohlriechend.
    iLike 0
    • appleuser11 22. März 2024 um 02:46 Uhr ·
      Perfekt zusammengefasst.
      iLike 0
  4. Hoomilein 22. März 2024 um 06:05 Uhr ·
    Sehe ich auch so
    iLike 0

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